Kindliche Entwicklung, Relevanz der Psychotherapie

In der dritten Woche unserer Blogreihe beschäftigen wir uns weiterhin mit der Terra Incognita der islamischen Psychologie: dem psychologischen, psychotherapeutischen und psychiatrischen Gedankengut in den Schriften früherer muslimischer Gelehrter. Eine fundamentale Herausforderung bei der psychologischen Rezeption dieser Arbeiten ist, dass die meisten Schriften nur sehr schwer zugänglich sind (Awaad, 2018). Genauso wie die frühen muslimischen Gelehrten in ihrer psychiatrischen und therapeutischen Praxis in interdisziplinären Teams gearbeitet haben (vgl. Blogbeitrag nächste Woche), bedarf es darüber hinaus auch eines gut organisierten interdisziplinären Teams aus islamischen Theologen, arabischen Sprachwissenschaftlern und Psychologen und Psychiatern, um die Werke früherer muslimischer Gelehrter zu analysieren.

Der Gelehrte, mit dem wir uns heute auseinander setzen möchten, ist ʿAlī ibn Sahl Rabban at-Tabarī (838-870). Dieser stammte aus dem Norden des heutigen Irans. Sein medizinischer Text Firdaus Al-Hikmah (Paradies der Weisheit) stellte die erste medizinische Enzyklopädie dar und beinhaltete auch Beiträge zur Psychologie (Payk, 2005), die z.B. zum Verständnis der kindlichen Entwicklung beigetragen haben (Haque, 2004). Weiterhin ist in seiner Enzyklopädie ein Kapitel zu den Krankheiten des Kopfes und des Gehirns zu finden (Mohammad et al., 2018). at-Tabarī ging außerdem auf die Wichtigkeit der Psychotherapie und ihrer Relevanz für die medizinische Behandlung ein (Hamarnah, 1984) und betonte die Notwendigkeit einer positiven therapeutischen Beziehung für den Therapieerfolg (Husain, 2017).

Referenzen:

Awaad, R. (2018, October). Historical Perspectives and Modern Clinical Implications for the development of Islamic Psychology. Paper presented at the conference of the International Association of Islamic Psychology, Istanbul, Turkey.

Payk, T. (2005). Psychiatrie im frühen Islam. In H. J. Assion (Ed.), Migration und seelische Gesundheit (pp. 21-28). Heidelberg, Deutschland: Springer, 21-28.

Hamarneh, S. K. (1984). Health Sciences in Early Islam: Collected Papers. Blanco, TX: Zahra Publications.

Haque, A. (2004). Psychology from Islamic Perspective: Contributions of Early Muslim Scholars and Challenges to Contemporary Muslim Psychologists. Journal of Religion and Health, 43(4), 357-377. doi:10.1007/s10943-004-4302-z

Husain, A. (2017). Contributions of Arab Muslim Scholars to Psychology. In A. Husain (Ed.), Contemporary Trends in Islamic Psychology (pp. 13-25). Hyderabad, Indien: Centre for Study and Research.

Mohammad, A., Elzamzamy, K., Fereydooni, S., Gamar, M., & Awaad, R. (2018). Mental Health in the Islamic Golden Era: The Historical Roots of Modern Psychiatry. in H. S. Moffic,, J. Peteet, A. Hankir, R. Awaad, Islamophobia & Psychiatry: Recognition, Prevention, and Treatment (in press).