Mit dem Namen ALLAHs, des Barmherzigen, des Allerbarmers, bismi ʾllāhi ʾr-raḥmāni ʾr-raḥīm

Author: Paul Kaplick

  • Blogreihe: Islam und Psychologie – Gegenstand und Geschichte – Teil 14

    Anwendungsorientierte Literatur

    In diesem Blogbeitrag befassen wir uns mit den allgemeinen Arbeitslinien in der anwendungsorientierten Literatur zum Themenkomplex Islam und Psychologie und leiten über zu Texten zur psychischen Gesundheit und Psychotherapie von und für Muslime.

    Die grundlagenwissenschaftlichen Arbeiten wurden vorrangig in Büchern, Buchkapiteln, Konferenzbänden und Fachzeitschriften der jeweiligen Heimatländer der Autoren publiziert. Viele dieser Bücher und Konferenzbände werden nicht mehr verlegt oder sind nur noch in wenigen Bibliotheken, privaten Büchersammlungen oder auch Moscheekellern zu finden (Kaplick & Skinner, 2017). Im Gegensatz dazu sind die anwendungsorientierten Beiträge deutlich häufiger in etablierten, westlichen Fachzeitschriften erschienen und somit größtenteils durch die gängigen wissenschaftlichen Suchmaschinen abrufbar. Dies scheint auch darin begründet zu sein, dass die grundlagenwissenschaftlich-orientierte Arbeit größtenteils in den späten 70er, 80er und 90er Jahren geleistet wurde und anwendungsorientierte Texte tendenziell in den letzten 20 Jahren Aufschwung erfahren haben. Einschlägige Fachzeitschriften sind zum Beispiel das American Journal of Islamic Social Sciences, das Journal of Muslim Mental Health, das Journal of Mental Health, Religion & Culture, das Journal of Religion and Health, das Journal of Culture and Mental Health oder das Archive for the Psychology of Religion. Im Folgenden werden Theorie- und Themenstränge in der anwendungsorientierten Literatur dargestellt.

    Theorie- und Themenstränge

    Theorie- und Themenstränge in der anwendungsorientierten Literatur haben einen deutlich klinischen Schwerpunkt, doch werden auch Fragen der forensischen Psychologie (Chaleby, 2001), der pädagogischen Psychologie (Abdul Razak, M.A., Rahman, Hisham & Abdallah, 2011; Ahmed, 1997; Hamdan, 2009; Hamidi, Bagherzadeh & Gafarzadeh, 2010), der Umweltpsychologie (Othman, 2014), der Gesundheitspsychologie (Rassool, 2014), der Schulpsychologie (Carter & El-Hindi, 1999) und der Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie (Shareef, 1988; Taib, Alias & Taib, 2011) rudimentär behandelt. Da diese nichtklinischen Arbeiten derzeit jedoch noch eine Minderheit darstellen, ist es für eine weitere Systematisierung dieser Veröffentlichungen noch zu früh. Aus diesem Grunde konzentrieren wir uns in diesem Abschnitt auf den klinischen Bereich.

    Carrie York Al-Karams jüngstes Bestreben, den aktuellen Stand der islamischen Psychologie in einem Sammelband zusammenzufassen, ist zwar aufgrund der Qualität der Einreichungen und unklarer Definition des Wissenszweiges zunächst gescheitert – die Arbeit wird derzeit als Monographie weiter ausgearbeitet. Es konnte aber trotzdem eine vorläufige Themenanalyse der eingereichten Arbeiten (York Al-Karam, unveröffentlicht) durchgeführt werden. Es sei angemerkt, dass diese mitunter grundlagenwissenschaftliche Bereiche mit erfasst. Die Themenanalyse ergab sieben Theoriestränge:

    1) Integration islamischer-theologischer und westlich-psychologischer Inhalte;

    2) westlich-psychologische Konzepte aus einer islamischen Perspektive;

    3) islamisch-inspirierte und -kongruente Psychologie;

    4) Psycho-spirituelle Themen (westlich-psychologische Beleuchtung islamisch-spiritueller Fragen);

    5) Muslim Mental Health/psychische Gesundheit von Muslimen;

    6) westlich-psychologische Subdisziplinen (z. B. forensische Psychologie und Islam);

    7) verwandte Themengebiete.

    Haque und Kollegen (2016, in diesem Band) schlugen kürzlich ebenfalls auf Basis einer Themenanalyse vor, die anwendungsorientierte Literatur in folgende Themenstränge zu gliedern:

    1) Vereinigung westlich-psychologischer Modelle mit islamischen Glaubensinhalten und Bräuchen;

    2) historische Schilderungen einer islamischen Psychologie und ihrer Renaissance in der modernen Zeit;

    3) Entwicklung theoretischer Modelle und grundlegender Strukturen einer islamischen Psychologie;

    4) Entwicklung von Interventionen und Techniken einer islamischen Psychologie und

    5) Entwicklung und Normierung von Erhebungsverfahren und Skalen für Muslime.

    Im nächsten Blogbeitrag wird eine bündige, alternative Synthese der anwendungsorientierten Literatur präsentiert. Wir begründen eine Vielzahl unterschiedlicher Konzeptualisierungen der anwendungsorientierten Islam und Psychologie-Literatur. Wir gelangen in unserer Synthese zu drei Themenkomplexen: islamische Therapieformen und Beratungspraxis, kultursensible Ansätze und Muslim Mental Health, zu denen es in 2 Wochen mehr zum Nachlesen gibt.

    Über diese Blogreihe

    Nachdem wir uns im IASE Blog bereits den Themenfeldern „Die Terra Incognita der islamischen Psychologie“ und den „Instituten und Vereinigungen muslimischer Psychologen“ zugewandt haben, beschäftigen wir uns in dieser Blogreihe detaillierter mit der Literatur zum Thema islamische Psychologie in ihrer geschichtlichen Entwicklung und ihrem Gegenstand. Diese Blogreihe erscheint alle zwei Wochen am Sonntag. Die Inhalte sind aus der theoretischen Einführung in den Sammelband „Islam und Psychologie – Beiträge zu aktuellen Konzepten in Theorie und Praxis“ entnommen, der zum Beispiel hier erhältlich ist. Darin findet Ihr auch ein Literaturverzeichnis für die verwendeten Quellen.

  • Lese-Ecke: Dankbarkeit in der Psychotherapie: Ressource und Herausforderung

    As-salamu alaikum!

    Gerne möchten wir Euch auf folgende Veröffentlichung hinweisen:

    Dankbarkeit in der Psychotherapie

    Ressource und Herausforderung

    Zusammenfassung:

    Das Thema Dankbarkeit erhält in der Psychologie zunehmend Aufmerksamkeit, weil es vielversprechende Entwicklungen in sich vereint: die Bedeutung positiver Emotionen im zwischenmenschlichen Bereich und die Ausrichtung auf Ressourcen. Viele Studien belegen die hohe Relevanz von Dankbarkeit für die psychische Gesundheit. Insbesondere die Positive Psychologie betont die gesundheitsfördernden Potenziale einer dankbaren und wertschätzenden Grundhaltung im Leben. Das vorliegende Buch fasst erstmalig im deutschsprachigen Bereich den aktuellen Wissensstand rund um Dankbarkeit zusammen. Es stellt diagnostische Verfahren zur Erfassung von Dankbarkeit vor und beschreibt, wie Dankbarkeit im Rahmen einer Psychotherapie gefördert werden kann. Das von den Autoren entwickelte internetbasierte Dankbarkeitstraining zeigte sich in mehreren Studien wirksam in der Reduktion von Sorgen, Grübeln und Depressivität. Sämtliche Arbeitsmaterialien liegen mit diesem Buch erstmals als Arbeits- und Info-Blätter vor, die in Ausschnitten oder als strukturiertes Programm genutzt werden können. Kopierfreundliche Arbeitsmaterialien inklusive dreier Audiotracks mit Imaginationsübungen sind auf der beiliegenden CD-ROM enthalten. Das Thema Dankbarkeit hat jedoch auch seine Schattenseiten und Herausforderungen. So gilt es beispielsweise für Psychotherapeuten, angemessen auf dankbarkeitsrelevante Situationen in der therapeutischen Beziehung (z. B. Geschenke, Abschied, Übertragung) zu reagieren. Ebenso ist es wichtig, die Indikationsgrenzen und „Nebenwirkungen“ von Dankbarkeitsinterventionen zu kennen. Die Autoren zeigen anhand zahlreicher Fallbeispiele, wie Psychotherapeuten mit dem Thema Dankbarkeit reflektiert umgehen und ganz praktisch ihre Handlungsmöglichkeiten erweitern können.

    Wir wünschen Euch viel Spaß bei der Lektüre!

    Viele Grüße,

    Euer IASE Team

  • VIDEO: Umgang mit Gewalt in der psychosozialen Arbeit

    As-salamu alaikum!

    Gerne möchten wir Euch auf folgenden Vortrag von Edin Tule von der IASE Fachtagung „Gewaltprävention und -intervention in der psychosozialen Arbeit mit Muslimen“ aus dem Jahr 2015 aufmerksam machen, der nun auf Youtube verfügbar ist:

    Wir wünschen Euch viel Spaß!

    Euer IASE Team

  • Lese-Ecke: Kultursensibilität am Lebensende: Identität – Kommunikation – Begleitung

    As-salamu alaikum!

    Gerne möchten wir Euch auf folgende Veröffentlichung hinweisen:

    Kultursensibilität am Lebensende
    Identität – Kommunikation – Begleitung

    Zusammenfassung:

    Produktbeschreibung
    Die soziokulturelle Diversität in Deutschland ist so groß wie nie zuvor. Um allen Menschen eine gute Versorgung am Lebensende zu ermöglichen, ist daher Kultursensibilität in Palliative Care und Hospizarbeit von großer Bedeutung. Der Frage, was Kultursensibilität genau bedeutet und wie eine kultursensible Begleitung aussehen kann, haben sich zahlreiche Experten in diesem Buch gewidmet. Dabei bildet ein weites Kulturverständnis die Grundlage. Kulturen werden als Lebenswelten verstanden. Darum werden nicht nur Migrantinnen und Migranten in den Blick genommen, sondern auch andere uns „fremd“ erscheinende Kulturen wie beispielsweise geistig behinderte Menschen, Strafgefangene oder Wohnungslose.

    Autorenporträt
    Maria Wasner ist Kommunikationswissenschaftlerin und Psychoonkologin. Seit 2008 ist sie Inhaberin der Professur für Soziale Arbeit in Palliative Care an der Katholischen Stiftungshochschule München (KSH) und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Kinderpalliativzentrum der LMU München. Sie ist Mitglied der Taskforce Social Work der European Association for Palliative Care (EAPC) und war von 2012 bis 2018 Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP). Josef Raischl ist Diplom-Sozialpädagoge und Diplomtheologe. Er arbeitet seit 1992 beim Christophorus Hospiz Verein e.V. (CHV) in München, dessen ambulantes Hospiz und Palliative Care-Team er aufbaute und viele Jahre leitete. Darüber hinaus leitet er das Christophorus Hospiz Institut für Bildung und Begegnung und ist seit dem Jahr 2012 fachliche Gesamtleitung des Christophorus-Hauses München, einschließlich eines SAPV-Teams und eines stationären Hospizes. Seit 2006 ist er zudem stellvertretender Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin, Landesvertretung Bayern, und im Lenkungskreis des Münchner Hospiz- und Palliativnetzwerkes aktiv.

    Mit Beiträgen von
    Abdallah-Steinkopff, Barbara / Al Halabi, Muhammad Zouhair Safar / Allgaier, Thomas / Bergmann, Lia / Brinkmann, David / Bükki, Johannes / El-Bakri, Riad / Fuchs, Christoph / Gavranidou, Maria / Goldmann, Jürgen / Hein, Kerstin / Hirsmüller, Susanne / Hummel, Kerstin / Jox, Ralf J. / Kilian, Anna / Kóródi, Katalin / Kromm-Kostjuk, Elena / Krupp, Silvia / Kühlmeyer, Katja / Milbradt, Robert / Peuten, Sarah / Rabben-Storch, Annette / Raischl, Josef / Randak, Gabriele / Reichelt, Sandra / Reindl, Birgit / Salman, Ramazan / Schellhammer, Barbara / Schneider, Werner / Schröer, Margit / Theißing, Katharina / Trautwein, Eva-Maria / Wagner, Leonhard / Wasner, Maria / Zenker, Dinah

    Wir wünschen Euch viel Spaß bei der Lektüre!

    Viele Grüße,

    Euer IASE Team

  • VIDEO: Psychische Erkrankungen und Islam

    As-salamu alaikum!

    Gerne möchten wir Euch auf folgendes neues Video auf unserem IASE Youtube Kanal aufmerksam machen:

    Wir bedanken uns herzlichst bei der Katholischen Akademie DIE WOLFSBURG für die Austragung dieser Tagung!

    Viel Spaß wünscht Euch,

    Euer IASE Team