Mit dem Namen ALLAHs, des Barmherzigen, des Allerbarmers, bismi ʾllāhi ʾr-raḥmāni ʾr-raḥīm

Author: Paul Kaplick

  • Lese-Ecke: Islam im interreligiösen Kontext von Spiritual Care (Spiritual Care, Volume 7, Issue 1)

    As-salamu alaikum!

    Gerne möchten wir Euch auf folgende Ausgabe der Fachzeitschrift Spiritual Care aus dem Jahr 2018 aufmerksam machen:

    Islam im interreligiösen Kontext von Spiritual Care (Spiritual Care, Volume 7, Issue 1)

    Inhalt

    Editorial

    Islam im interreligiösen Kontext von Spiritual Care – Holger Eschmann und Christian Zwingmann

    Spiritueller Impuls

    Sterbebegleitung interreligiös – Rotraud Wielandt

    Originalia

    Das Krankenhaus – ein interreligiöser Lernort? – Elisabeth Zissler

    Spiritualität und Seelsorge in der Gesundheitsversorgung von Muslimen – Ahmet Göksu und Ilhan Ilkilic

    Patientenselbstbestimmung als Ernstfall moderner praktischer Autonomie im Islam – Abdelmalek Hibaoui

    Türkischstämmige Gesundheitspersonen in Deutschland: Der Diaspora-Effekt – Can Kuseyri

    Zum Imam oder zum Psychotherapeuten? – Emine Balci-Sentürk und Henning Freund

    Chancen und Risiken differenter Systemlogiken im Krankenhaus: Perspektiven einer Kooperation von Seelsorge und Spiritual Care – Isolde Karle

    Religiosität/Spiritualität und psychische Gesundheit: Zentrale Ergebnisse einer Metaanalyse über Studien aus dem deutschsprachigen Raum – Christian Zwingmann und Bastian Hodapp

    „Gesunde“ und leidvolle Religiosität. Versuch einer psychiatrisch-psycho(patho)logischen Abgrenzung – Joachim Heinrich Demling

    Spirituelle Ressourcen für eine islamische Seelsorge – Essay Rabia Tittus-Düzcan

    Interview

    Inklusion von Behinderten: Mehr als „fromme Sprüche“. Ein Gespräch mit dem Orthopäden Prof. Dr. med. Siegfried Stotz – Eckhard Frick

    Das Stichwort

    Emisch / etisch – Eckhard Frick

    Tagungsbericht

    Zum Stand der islamischen Psychologie in Indien – Paul M. Kaplick

     

  • Blogreihe: Islam und Psychologie – Gegenstand und Geschichte – Teil 3

    Blogreihe: Islam und Psychologie – Gegenstand und Geschichte – Teil 3

    Themenbereiche

    Die Beschreibung von Thematiken, die heute in den Bereich der Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie fallen würden und mit denen sich muslimische Gelehrte insbesondere der ersten Phase auseinandergesetzt haben, sind soweit – abgesehen von wenigen Ausnahmen – nur in Arabisch (z. B. Al-Habeeb, 1999; Al-Mahdi, 1990; Harbi, 2011; Muhammad, 2013; Najati, M.U., 1993; Najati, M.A., 2009; Wessy, 2012) bzw. unsystematisch in deutschen und englischen Texten zur Medizinhistorie (z. B. Ali, A., 2009; Syed, 1981) und islamischen Philosophie (z. B. Nasr & Leaman, 2001; Polat et al., 2016; Rudolph, 2013) vorhanden. Eine erste Themenanalyse der Werke früher muslimischer Gelehrter mit Relevanz zum islamischen Verständnis der menschlichen Psychologie befindet sich gegenwärtig in Erarbeitung (Elzamzamy & Patel, in Vorb.). Die Autoren gliedern Beiträge dabei in die Bereiche psychologische Ideen und Theorien sowie psychologische Behandlungspraxis.

    Im Rahmen psychologischer Theorien und Ideen wandten sich Al-Kindi im 9. Jahrhundert, Al-Razi im 10. Jahrhundert sowie Ibn Hazm und Ibn Sina im 11. Jahrhundert der Formulierung von lerntheoretischen Prinzipien zu (siehe auch: Al-Razi, 2007; Bakhtiar, 2013a). Weiterhin wurde eine ausführliche Anlage-Umwelt-Diskussion von Ibn Miskawayah im 11. Jahrhundert und von Al-Ghazali im 12. Jahrhundert geführt. Darüber hinaus konzentrierten sich z. B. Al-Balkhi im 10. Jahrhundert und Ibn Al-Qayyim Al-Jawziyya im 14. Jahrhundert auf die Prävention und Behandlung psychischer Störungen (siehe: Al-Jawziyya, 2006; Awaad & Ali, S., 2015, 2016). Außerdem beschrieben Ibn Sina, Ibn Miskawayah, Al-Razi und Al-Balkhi die Bedeutung eines psychosomatischen Verständnisses von Krankheiten (siehe: Badri, 2013b), äußerten sich über eine physiologische Psychologie und zum Leib-Seele- Problem. Schließlich spielten interindividuelle Unterschiede in den Schriften von Ibn Al-Qayyim Al-Jawziyya, Ibn Sina, Ibn Miskawayah und Al-Ghazali eine große Rolle (Elzamzay & Patel, in Vorb.).

    Zur psychologischen Behandlungspraxis sind die Bemühungen um eine kognitiv orientierte Psychotherapie und die Klassifikationen seelischer Krankheit zu nennen. Grundzüge einer kognitiven Verhaltenstherapie wurden durch Gelehrte wie z. B. Al-Balkhi zur Behandlung von Phobien (Awaad & Ali, S., 2016) und Zwangsstörungen (Awaad & Ali, S., 2015) beschrieben (Badri, 1998, 2000; Haque, 2004). Dabei ist bemerkenswert, dass die Klassifikation und Definitionen dieser Störungen z. B. nach Al-Balkhi oder Al-Samarqandi aus dem 13. Jahrhundert große Ähnlichkeiten mit den heutigen diagnostischen Manualen wie dem DSM-5 aufweisen (Awaad & Ali, S., 2015, 2016; Elzamzamy & Patel, in Vorb.).

    Angesichts dieser Übereinstimmungen fragt Amir Babai (1999) in seiner Arbeit Zur Psychologie und Psychotherapie Ibn Sinas, wie die Vorstellungen Ibn Sinas und anderer Universalgelehrter zur Ätiologie psychosomatischer und psychischer Störungen Eingang in das Abendland und die modernen Modelle zur Entstehung von Krankheiten und deren Behandlung gefunden haben könnten und zeichnet mögliche Wege ausführlich nach. Er hält es für ausgeschlossen, dass die Forscher des 18. und 19. Jahrhunderts ohne Kenntnis der Auffassungen orientalischer Gelehrter zu solch verblüffend ähnlichen Ergebnissen gekommen sind (Babai, 1999). Direkte Einflüsse sind zwar schon angesichts der Tatsache anzunehmen, dass die medizinischen Hauptwerke von Al-Razi (lat. Liber Almansori) und Ibn Sina (lat. Canon medicinae) an europäischen Hochschulen für die Ärzteausbildung bis in das frühe 19. Jahrhundert verwendet wurden (Hofmann, 1995). Andererseits werden psychisches Befinden und Erleben, seelische Erkrankungen und Symptome, die im Verhalten der Patienten sichtbar werden oder über die sie berichten, damals wie heute vom Arzt beobachtet, beschrieben, differenziert, in ein System gebracht und auch nach dem Aufkommen moderner Psychopharmaka mit überwiegend aus praktischen Erfahrungen gewonnenen und entwickelten Therapiemethoden (Psychotherapie, Soziotherapie, Musik-, Beschäftigungs- und Arbeitstherapie, usw.) behandelt. So werden im deutschen Sprichwort „Übung macht den Meister“ oder der Wendung „Lernen aus Erfahrung“ allgemeine Lebenserfahrungen mitgeteilt, die nahezu kultur- und zeitunabhängig gelten und immer schon mehr oder weniger systematisch in Erziehungs- und Therapiemaßnahmen eingesetzt wurden, die man heute wissenschaftlich „verhaltenstherapeutisch“ nennt. So untertitelt denn auch Malik Badri seine Übersetzung und Kommentierung von Al-Balkhis Werk „Die Nahrung der Seele“ mit „Die kognitive Verhaltenstherapie eines Arztes des 9. Jahrhunderts“ (Badri, 2013b). Gerade weil hier allgemein menschliche Aspekte sichtbar werden, finden Psychologen, Psychiater und Psychotherapeuten nicht nur in „alten“ Lehrbüchern, sondern auch in der Literatur meisterhafte Beschreibungen seelischer Zustände (Dostojewski, Proust, Goethe). Aus diesem Grunde sind die Beobachtungen und Überlegungen der frühen muslimischen Gelehrten auch heute noch von Wert, auch und besonders, weil sie aus islamisch geprägten Kulturen von islamisch umfassend gebildeten Männern und Frauen stammen.

    Vor diesem Hintergrund werden damit auch die Grenzen der medizinischen Werke früher muslimischer Gelehrter deutlich, die sich in ihren pathophysiologischen Vorstellungen zumeist auf die griechische Humoralpathologie beziehen. Diese wurde mit Aufkommen einer differenzierten naturwissenschaftlichen und schließlich modernen Gerätemedizin zwangsläufig obsolet, sodass Vorstellungen z. B. Ibn Sinas heute im muslimischen Kontext nur noch von naturheilkundlich orientierten Ärzten als sogenannte „islamische“ bzw. „prophetische“ Medizin propagiert und angewandt werden (z. B. Khan, M.S., 1986).

    In 2 Wochen beschäftigen wir uns mit den Ideen muslimischer Psychologen der Gegenwart.

    Über diese Blogreihe

    Nachdem wir uns im IASE Blog bereits den Themenfeldern „Die Terra Incognita der islamischen Psychologie“ und den „Instituten und Vereinigungen muslimischer Psychologen“ zugewandt haben, beschäftigen wir uns in dieser Blogreihe detaillierter mit der Literatur zum Thema islamische Psychologie in ihrer geschichtlichen Entwicklung und ihrem Gegenstand. Diese Blogreihe erscheint alle zwei Wochen am Sonntag. Die Inhalte sind aus der theoretischen Einführung in den Sammelband „Islam und Psychologie – Beiträge zu aktuellen Konzepten in Theorie und Praxis“ entnommen, der zum Beispiel hier erhältlich ist. Darin findet Ihr auch ein Literaturverzeichnis für die verwendeten Quellen.

  • Stellungnahme zum ZMD Austritt

    Die IASE war über 20 Jahre Mitglied im ZMD. Da wir keine Moscheen hatten und damit kein Verband waren, hatten wir von Beginn an eine Sonderstellung. Trotzdem war es interessant und hilfreich, durch die Teilnahme an den Vertreterversammlungen die Entwicklungen des organisierten Islams in Deutschland verfolgen zu können.

    In den letzten Jahren hat sich die IASE auf den Weg von einem Netzwerk muslimischer Sozialberufler hin zu einer Fachgesellschaft gemacht, die sich sowohl mit grundlegenden wissenschaftlichen Themen im Bereich Islam und Psychologie sowie Islam und Erziehung befasst als auch mit den praktischen Auswirkungen dieser Themen auf das Leben der Muslime. Diese Entwicklung wird durch die vermehrte Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen sowie die Durchführung wissenschaftlicher Tagungen und einschlägige Veröffentlichungen unterstrichen.

    Der ZMD versteht sich als Religionsgemeinschaft und Dachorganisation von derzeit 35 muslimischen Dachorganisationen, Gemeinden und Einzelmitgliedern. Seine wichtigste Aufgabe ist es, das muslimische Leben und die islamische Spiritualität in Deutschland zu fördern und den Muslimen die Ausübung ihrer Religion zu ermöglichen und zu erleichtern.

    Daher hat uns die vom neuen Vorstand der IASE beschlossene strategische Neuausrichtung des Vereins in wissenschaftlicher Hinsicht, aber auch sein Bemühen um finanzielle und (gesellschafts-) politische Neutralität bewogen, unsere Mitgliedschaft im ZMD als Verein zu beenden.

    Wir werden dem ZMD und seinen Mitgliedern natürlich auch zukünftig mit unserer Expertise zur Verfügung stehen. Wir sind dem ZMD außerdem dankbar für seine jahrzehntelange Unterstützung und wünschen allen Mitgliedsorganisationen als auch dem ZMD selbst auch weiterhin eine erfolgreiche Arbeit.

    Der IASE Vorstand

  • Blogreihe: Islam und Psychologie – Gegenstand und Geschichte – Teil 2

    2. Historischer Abriss

    „Lies, und dein Herr ist der Edelste, Der (das Schreiben) mit dem Schreibrohr gelehrt hat, den Menschen gelehrt hat, was er nicht wußte …“ (Qur’an, 96:3–5).

    Schon die ersten Verse der qur’anischen Offenbarung an Muhammad sind Programm: Die Betonung des Verstandes, des Denkens, der Kontemplation und der Suche nach Wissen zieht sich durch den ganzen Qur’an (z. B. 3:190; 29:38; 2:44; 31:20) und die Sunna (arab. Gesamtheit der prophetischen Überlieferungen). Ein bekannter Hadith (arab. prophetischer Ausspruch) lautet: „Beim Jüngsten Gericht werden die Tinte der Gelehrten und das Blut der Glaubenskämpfer gewogen – und die Tinte der Gelehrten wird mehr wiegen als das Blut der Glaubenskämpfer“ (Hofmann, 1995).

    Vor dem Hintergrund dieses spirituellen Motivs für das Streben nach Erkenntnisgewinn kamen die Muslime der Frühzeit im Rahmen der raschen Ausbreitung des islamischen Reiches von der iberischen Halbinsel bis nach Indien mit den verschiedensten Kulturen in Kontakt und entwickelten sich „zu einer regelrechten Wissensgesellschaft, die durch Dynamik und ein hohes Maß religiöser Toleranz sowie intellektueller Offenheit gekennzeichnet war“ (Günther, 2016, S. 214). In diesem Rahmen begann über mehr als 200 Jahre eine rege Übersetzertätigkeit, sodass schließlich fast die gesamte wissenschaftliche Literatur der Antike, die Philosophie eingeschlossen, auf Arabisch verfügbar war und von den Muslimen auf Grundlage ihrer eigenen Fragestellungen weiterentwickelt wurde (Rudolph, 2013). Der Beitrag  früher muslimischer Gelehrter zur Entwicklung der Wissenschaften ging dabei weit über die ausschließliche Übersetzung und Bewahrung griechischer Werke hinaus (Abou-Hatab, 1997).

    2.1 Frühe/traditionelle muslimische Gelehrte

    „Die Psychologie hat eine lange Vergangenheit, doch nur eine kurze Geschichte“ (Ebbinghaus, 1908, S. 1).

    Ein Großteil der Schriften muslimischer Gelehrter, die für die Psychologie (arab. Ilm Al-Nafs), Psychotherapie (arab. Al-Ilaadsch Al-Nafsi) und Psychiatrie (arab. Al-Tibb Al-Ruhani/Al-Tibb Al-Qalb) von Bedeutung sind, fallen in die Phase der sogenannten Blütezeit des Islams vom 9.–13. Jahrhundert (Deuraseh & Abu Talib, 2005; Elzamzamy & Patel, in Vorb.; Koenig & Al Sohaib, 2017; Lombard, 1992). Da sich die Psychologie und insbesondere die Psychotherapie als eigenständige Fachgebiete jedoch erst im 19. bzw. 20. Jahrhundert entwickelten, finden sich Überlegungen zu diesen Themen verstreut in den medizinischen und philosophischen Werken der frühen Gelehrten von Al-Kindi (gest. 866) bis Ibn Arabi (gest. 1240). Amin (1996), Düzgüner und Şentepe (2015), Amber Haque (2004, in diesem Band), Akbar Husain (2017), Ajmal Majeed und K.P. Jabir (2017), A.A. Ibrahim (2012) und Ahmed Vahab (1996b, in diesem Band) geben in ihren englischen Arbeiten und Saleh (2010) in Übersetzung erstmals auf Deutsch einen Überblick über die thematischen Beiträge der wichtigsten Gelehrten dieser Zeit. Die herausragenden Gestalten dieser Epoche sind Al-Kindi, Al-Farabi, Al-Balkhi, Ibn Sina, Ibn Rushd und insbesondere Al-Ghazali (Awaad & Ali, S., 2015, 2016; Nasr & Leaman, 2001). Letzterer entwickelte eine Theorie über die Zusammenhänge seelischer Strukturen und wird häufig rezipiert (siehe: Abu-Raiya, 2012, in diesem Band; Keshavarzi & Haque, 2012; Skinner, 1989, 2010).

    Die sogenannte Blütezeit des Islams ist nicht nur durch grundlagenwissenschaftliche und anwendungsorientierte Forschung gekennzeichnet, sondern auch durch den Aufbau von Krankenhäusern bzw. Abteilungen für psychisch kranke Menschen (Paladin, 1998). Beispiele sind die Errichtung von solchen Abteilungen in den Hospitälern in Bagdad (981), Damaskus (1151), Aleppo (1270) und das 1283 gegründete Mansur-Hospital als größtes Krankenhaus des Mittelalters mit einer psychiatrischen Abteilung; später auch Hospitäler in Granada (1375), Valencia (1409), Saragossa (1425), Sevilla (1436) und Toledo (1483). Krankenhausstrukturen und Behandlungsalltag muten auch aus heutiger Sicht vorbildlich und modern an (Bay, 1967; Payk, 2005).

    In der darauffolgenden sogenannten Phase des Niedergangs vom 14.–19. Jahrhundert nahmen die Arbeiten zur Psychologie ab. Diese erfuhren in der sogenannten Phase der Wiederbelebung im 20. und 21. Jahrhundert mitunter als Folge einer erneuten Konfrontation mit „westlichen“ Wissenschaften erneut an Bedeutung.

    In 2 Wochen beschäftigen wir uns mit den Beschreibung von Thematiken, die heute in den Bereich der Psychologie, Psychotherapie und Psychiatrie fallen würden und mit denen sich muslimische Gelehrte insbesondere der ersten Phase auseinandergesetzt haben.



    Quellen

    ABU-RAIYA, Hisham, 2012. Towards a systematic Qura’nic theory of personality. Mental Health, Religion & Culture [online]. 1 März 2012. Bd. 15, Nr. 3, S. 217–233. [Zugriff am: 21 April 2025]. DOI 10.1080/13674676.2011.640622. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1080/13674676.2011.640622

  • Lese-Ecke: Neuer Artikel von Abdallah Rothman

    As-salamu alaikum!

    Gerne möchten wir Euch auf folgende Veröffentlichung hinweisen:

    Rothman, A., & Coyle, A. (forthcoming). Conceptualizing an Islamic psychotherapy: A grounded theory study. Spirituality in Clinical Practice.

    Einordnung

    Kürzlich hat Abdallah Rothman eine erste Grounded Theory Studie zu einem Modell der Seele veröffentlicht, in der er 18 Akademiker und muslimische Religionsgelehrte hinsichtlich ihres Verständnisses von Konzepten wie Ruh, ‚Aql, Nafs, Qalb und Fitra befragt hat. In York Al-Karams Sammelband zur islamintegrierten Psychotherapie lieferte Rothman daraufhin einen ersten Entwurf seines bottom-up Ansatzes der islamischen Psychotherapie, den er nun in einer neuen Grounded Theory Studie weiter ausformuliert. Dazu hat er 18 muslimische Psychotherapeuten interviewed, die der Überzeugung sind, islamische Konzepte der Psychologie in ihre klinische Arbeit zu integrieren. Das Ergebnis dieser Arbeit ist ein „Iceberg-Model“ der islamischen Psychotherapie:

    Abstract

    Many religiously committed Muslims do not seek psychotherapeutic services because of assumptions that psychotherapists will not engage with their religious values in an informed and open way. In light of this, an approach to psychotherapy is needed that explicitly values Muslims’ religious orientations and commitments and integrates these into clinical practice. The present study builds upon an Islamic model of the soul to develop a data-grounded, experiencebased model of Islamic psychotherapy. It does this by adopting a grounded theory approach to the analysis of interviews with 18 Muslim psychotherapists (12 men and six women) from six countries who believed that they integrate Islamic conceptions of psychology into their clinical practice. The ways in which participants understood and applied the four levels of the structure of the soul (the nafs or ‘lower self’; the aql or ‘intellect’; the qalb or ‘heart’; and the ruh or ‘spirit’) in formulating an Islamic psychotherapy are examined. Their conceptualizations and reports of practice spoke of a holistic psychology with an emphasis on embodiment and of psychological difficulties occurring because of blockages or imbalances at the levels of the soul. These were seen as needing to be released to enable clients to align more closely with their pure and good nature that comes from and is connected to God. Participants expressed caution about over-stepping their knowledge and expertise and venturing into deep religious guidance. From these insights, an ‘iceberg model’ of Islamic psychotherapy is developed.