Mit dem Namen ALLAHs, des Barmherzigen, des Allerbarmers, bismi ʾllāhi ʾr-raḥmāni ʾr-raḥīm

Author: Paul Kaplick

  • Blogreihe: Institute und Vereinigungen muslimischer Psychologen – Woche 7

    Khalil Center

    Das Khalil Center in Chicago mit einer Zweigstelle in Santa Clara/Kalifornien ist ein im August 2010 gegründetes Zentrum, das in seiner Funktion vergleichbar ist mit der vom IPPA in London langfristig angestrebten Organisation bzw. dem Ihsaan-Dienst in Bradford/UK. Es verwendet einen glaubens- bzw. religionsbasierten Ansatz mit Wurzeln in Konzepten der islamischen Theologie und integriert wissenschaftliche psychologische Erkenntnisse, um Themenbereiche der psychologischen, spirituellen und gemeindebezogenen Gesundheit zu bearbeiten.

    Von besonderer Bedeutung sind die Beratungspraxis mit islamischer Orientierung (Islamically integrated counselling/psychotherapy), die Beratung von Brautleuten und ein psychosoziales Beratungsprogramm für islamische Schulen. Neben dieser Beratungsfunktion widmet sich das Khalil Center unter anderem der Durchführung von

    Seminaren und Konferenzen, Kompetenztrainings für islamische Geistliche und Lehrer an islamischen Schulen sowie Praktikumsmöglichkeiten für Bachelor- und Masterstudenten der klinischen Psychologie, Beratung und sozialen Arbeit. Die Implementierung der therapeutischen Dienste zeigt, dass die Forschungsergebnisse aus einer Muslim Mental Health-Perspektive (so z. B. eine Forschungsarbeit mit Empfehlungen für die Beratung von Brautleuten) und zu Islam und Psychologie (z. B. Beratungspraxis mit islamischer Orientierung) bereits Anwendung finden.

    Das Khalil Center hat neben dem Hauptstandort in Chicago mit drei Zentren auch drei Zweigstellen in Kalifornien, eine Zweigstelle in New York und expandiert gegenwärtig nach Kanada.

    Khalil Center

    Quelle der Originalveröffentlichung (siehe auch für Quellennachweise):

    Kaplick, P. M., & Rüschoff, I. (2018). Islam und Psychologie in Großbritannien, den USA und Deutschland. Wege zum Menschen70(1), 78-88. doi:10.13109/weme.2018.70.1.78

  • Blogreihe: Institute und Vereinigungen muslimischer Psychologen – Woche 6

    Work in Progress (WIP)

    Das Work in Progress (WIP) ist ein von Carrie York Al-Karam initiiertes Kooperationsnetzwerk. Es bringt primär Forscher mit psychologischem bzw. psychiatrischem Hintergrund auf einer internationalen Ebene durch die Vernetzungsmodalitäten des Internets zusammen und bietet die Möglichkeit, Forschungsarbeiten mit Bezug zu Islam und Psychologie und Muslim Mental Health vorzustellen und mit anderen Forschern zu diskutieren. Dieser Austausch ist fundamental, da bis jetzt kein eigenständiges Ausbildungsprogramm und somit auch kein Kontrollmechanismus für die Sicherstellung spezifischer Forschungsstandards existiert. Die regelmäßigen Treffen des WIPs werden seit April 2016 vom Khalil Center (Vorstellung folgt) durchgeführt.

    York Al-Karams Zielvorstellung ist die langfristige Entwicklung eines postgradualen Programmes in islamischer Psychologie (z. B. als Master-Studiengang oder post-graduales Zertifikat). Es soll zukünftigen studentischen Generationen den Zugang zu diesem Thema erleichtern. Darüber hinaus böte ein derartiges Programm die Möglichkeit, Spezialisten aus den unterschiedlichsten akademischen Bereichen weltweit eine zentrale Plattform zur Artikulation ihrer Theorien zu geben und diese gemeinsam zu diskutieren.

    Quelle der Originalveröffentlichung (siehe auch für Quellennachweise):

    Kaplick, P. M., & Rüschoff, I. (2018). Islam und Psychologie in Großbritannien, den USA und Deutschland. Wege zum Menschen70(1), 78-88. doi:10.13109/weme.2018.70.1.78

  • Blogreihe: Institute und Vereinigungen muslimischer Psychologen – Woche 5

    Institute of Muslim Mental Health, Journal of Muslim Mental Health

    Das Journal of Muslim Mental Health (JMMH) publizierte 2006 seine erste Ausgabe und feierte im März 2016 sein 10-jähriges Jubiläum. Es handelt sich um eine interdisziplinäre akademische Zeitschrift, die soziale, kulturelle, medizinische, theologische, historische und psychologische Faktoren untersucht und darüber Artikel publiziert, welche die psychische Gesundheit von Muslimen in den Vereinigten Staaten und global betreffen. Zur Zielgruppe des Journals zählen vor allem Fachleute, die sich mit Problemen und Themenbereichen der Versorgungssituation und der Notwendigkeit von psychosozialen Diensten für Muslime befassen. Sowohl das Institute of Muslim Mental Health (IMMH) als auch das Journal of Muslim Mental Health leisten einen fundamentalen Beitrag, um Muslim Mental Health als wissenschaftliche Perspektive zu etablieren und diesen Ansatz in der psychologischen Community anzusiedeln.

    http://www.muslimmentalhealth.com/

    https://www.journalofmuslimmentalhealth.org/

    Quelle der Originalveröffentlichung (siehe auch für Quellennachweise):

    Kaplick, P. M., & Rüschoff, I. (2018). Islam und Psychologie in Großbritannien, den USA und Deutschland. Wege zum Menschen70(1), 78-88. doi:10.13109/weme.2018.70.1.78

  • Blogreihe: Institute und Vereinigungen muslimischer Psychologen – Woche 4

    Heute möchten wir Euch in der Blogreihe Institute und Vereinigungen muslimischer Psychologen eine kurze Einschätzung des amerikanischen Netzwerks muslimischer Psychologen geben.

    Die institutionelle Arbeit muslimischer Psychologen in Amerika reicht ca. zehn Jahre zurück. Aktivitäten erfolgen dabei primär aus einer Muslim Mental Health-Perspektive, welche inzwischen etabliert zu sein scheint. Innerhalb dieser Perspektive wendete man sich hauptsächlich dem Aufbau von Institutionen und der Durchführung notwendiger Forschungsarbeiten zu. Ähnlich wie in Großbritannien findet sich auch an der amerikanischen Westküste ein früher Versuch, muslimische Praktiker für seelische Gesundheit zu vernetzen. Anfänglich wurde dies durch eine Gruppe muslimischer Sozialarbeiter in der Bay Area um San Francisco angestrebt, was jedoch nur von kurzer Dauer war. Kürzlich wurde ein erneuter Versuch von der kalifornischen Psychiaterin Rania Awaad erfolgreich umgesetzt und initiierte ein monatlich stattfindendes Treffen („Bay Area Muslim Mental Health Professionals Meeting“). Ein entscheidender Faktor bei der erfolgreichen Umsetzung dieser Treffen scheinen fachgerechte, akademische Rahmenbedingungen zu sein.

    Die weitgehende Etablierung des Muslim Mental Health-Ansatzes in Amerika ist ein fundamentaler Schritt, und der Ansatz wird oft als Teil einer Islamischen Psychologie angesehen. Neueste Entwicklungen wie lenken dabei den Fokus verstärkt auf die Weiterentwicklung des theoretischen Verständnisses von Islam und Psychologie, jedoch umfassender und weniger klinisch orientiert als in Großbritannien. Entscheidend dafür ist die Zusammenarbeit der verschiedenen Institutionen. Auch werden vermehrt Stimmen laut, die eine Integration von muslimischen Psychologen in Fakultäten der Islamwissenschaften und islamischen Theologie als sinnvollen Zwischenschritt vor der Etablierung eines eigenständigen Programms in islamischer Psychologie empfehlen, um sich in existierenden universitären Strukturen vermehrt der Weiterentwicklung des theoretischen Verständnisses zuzuwenden.

    Quelle der Originalveröffentlichung (siehe auch für Quellennachweise):

    Kaplick, P. M., & Rüschoff, I. (2018). Islam und Psychologie in Großbritannien, den USA und Deutschland. Wege zum Menschen70(1), 78-88. doi:10.13109/weme.2018.70.1.78

  • Blogreihe: Institute und Vereinigungen muslimischer Psychologen – Woche 3

    Association of Islamically-orientated psychological therapists

    In Großbritannien soll zukünftig die Association of Islamically-orientated psychological therapists (AIOPT) fungieren. Im Dezember 2015 kam eine Gruppe etablierter muslimischer Psychologen und Psychotherapeuten aus allen Landesteilen zusammen, um die Rahmenbedingungen einer derartigen Institution zu diskutieren. Die Gruppe umfasste insbesondere Rasjid Skinner, Shahnawaz Haque, Rabia Malik und Hakim Salim Khan. Die Zielgruppe dieser Instanz sind in westlichen Denkschulen ausgebildete Berater und Psychotherapeuten mit Interesse an der weiteren Entwicklung und Anwendung eines islamischen Ansatzes. Darüber hinaus soll sie bestehende Weiterbildungsmöglichkeiten und Ressourcen bündeln und somit auch einen Mechanismus der Qualitätssicherung initiieren, z. B. in Form eines postgradualen Zertifikats in islamisch-orientierten psychologischen Therapieansätzen mit kontinuierlicher Supervision auch über den Weiterbildungszeitraum hinaus.

    Zu den größten Errungenschaften der letzten 30 Jahre in Großbritannien gehört die Entwicklung und Etablierung eines konzeptionellen Referenzrahmens für die klinische Praxis, der von islamischen Konzepten wie z. B. der Fitra ausgeht und diese in therapeutischen Kontexten anwendet. In den erwähnten Kursen werden dazu immer weiter ausdifferenzierte Konzepte vermittelt. Ein weiteres signifikantes Merkmal ist die gemeinsame Entwicklung dieser Konzepte. Zukünftig wird es deshalb verstärkt darum gehen, eine zentrale Vereinigung zu etablieren, die sowohl islamisch-orientierte psychologische Therapeuten und deren theoretische Ausrichtung repräsentiert als auch einen Kontrollmechanismus für (klinisch-psychologische) Arbeitsstandards darstellt. Weiterhin werden sich Bemühungen verstärkt auf den Aufbau eigener unabhängiger (psychotherapeutischer) Ausbildungsinstitute oder deren Inkorporierung in bestehende Programme richten.

    Die Etablierung einer klinisch ausgerichteten islamischen Psychologie in Großbritannien ist dabei nach Skinner in drei Phasen zu denken: (1) die Etablierung eines kohärenten theoretischen Verständnisses der klinischen Dimensionen einer islamischen Psychologie, (2) psychotherapeutisch tätige Psychologen in einer islamischen Orientierung auszubilden und (3) die Konstituierung einer eigenständigen Vereinigung und eines Ausbildungsinstituts mit einem klinischem Ausbildungsprogramm in einem islamischen Ansatz für Psychologen. Die derzeitige Situation in Großbritannien lässt sich am besten der zweiten Phase zuordnen.

    Quelle der Originalveröffentlichung (siehe auch für Quellennachweise):

    Kaplick, P. M., & Rüschoff, I. (2018). Islam und Psychologie in Großbritannien, den USA und Deutschland. Wege zum Menschen70(1), 78-88. doi:10.13109/weme.2018.70.1.78