Intelligenz, Empfindungen, Vorstellungskraft

Religiöse, intellektuelle und politische Freiheiten waren elementare Bestandteile der islamischen Blütezeit, während Europa sein dunkles Zeitalter erlebte. Es ist jedoch der Verlust genau dieser Freiheiten, der letztendlich zum Niedergang dieser großen islamischen Zivilisation führte. Die Regimewechsel führten immer wieder zu intoleranten Herrschern, die dazu neigten, die Gedankenfreiheit zu unterdrücken, indem sie einige der Philosophen und Gelehrten wegen ihrer Meinungen und ihres intellektuellen Strebens verfolgten und inhaftierten. Das Schließen der Türen des Idschtihād führte zu einer Stagnation des Wissens und mit der Zerstörung der Bildungsinfrastruktur ging auch die Verlagerung der Staatsausgaben einher. Die Finanzmittel, die einst für die Produktion von Büchern, Bibliotheken, Hochschulen, Krankenhäusern, Laboratorien usw. gewährt wurden, wurden umgeschichtet, als die Herrscher begannen, den Luxus zu priorisieren und Ressourcen für die Kriegsführung zu verschwenden. Im 13. Jahrhundert geriet das islamische Imperium durch die Invasionen der Kreuzfahrer aus dem Westen und der Mongolen aus dem Osten ins Wanken. Das muslimische Imperium in Spanien, das sich während des 14. Jahrhunderts nur schwer von der gewaltigen Landzerstörung, den brutalen Tötungen seiner Gelehrten und Wissenschaftler und dem Abbrennen seiner Bibliotheken und Millionen von handgeschriebenen handschriftlichen Manuskripten erholen konnte, wurde 1492 endgültig ausgelöscht (Awaad, 2019*). Trotz dieses Untergangs „gibt es keinen einzigen Aspekt des europäischen Wachstums, in dem der entscheidende Einfluss der islamischen Kultur nicht nachvollziehbar ist …“ (Briffault, 1938).

Abū Bakr Muḥammad b. Yaḥyā b. aṣ-Ṣāʾiġ Ibn Bāddscha (lat. Avempace) (1095-1138) entstammte dem nördlichen Spanien und gilt als einer der ersten spanisch-arabischen Philosophen. Sein für die Psychologie interessantes Werk ist die Anerkennung der aktiven Intelligenz, in der er sich mit der Intelligenz als die wichtigste psychologische Fähigkeit auseinandersetzte (Hamarneh, 1984). Weiterhin schrieb Ibn Bāddscha zu Empfindungen und der Vorstellungskraft (Haque, 2004; Vahab, 1996). Darüber hinaus hat sich die psychologische Literatur noch nicht weiter mit Ibn Bāddscha auseinandergesetzt.

Referenzen

Awaad, R., Mohammad, A., Elzamzamy, K., Fereydooni, S., & Gamar, M. (2019). Mental Health in the Islamic Golden Era: The Historical Roots of Modern Psychiatry. In H. S. Moffic, J. Peteet, A. Z. Hankir, & R. Awaad (Eds.), Islamophobia and Psychiatry: Recognition, Prevention, and Treatment (pp. 3-18). Basingstoke, England: Springer.*

Briffault, R. (1938). The Making of Humanity. London: George Allen & Unwin Ltd.

Hamarneh, S. K. (1984). Health Sciences in Early Islam: Collected Papers. Blanco, TX: Zahra Publications.

Haque, A. (2004). Psychology from Islamic Perspective: Contributions of Early Muslim Scholars and Challenges to Contemporary Muslim Psychologists. Journal of Religion and Health, 43(4), 357-377. doi:10.1007/s10943-004-4302-z

Vahab, A. A. (1996). Section I: An Introduction to Islamic Psychology. In An Introduction to Islamic Psychology. New Delhi: Institute of Objective Studies.

*Mittlerweile wurde der Beitrag veröffentlicht und es kam zu einem Wechsel in der Autorenreihenfolge.